
Interview mit Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum.
Junge, innovative Start-ups spielen eine wichtige Rolle bei der Transformation der hessischen Wirtschaft. Wie sehen Sie Hessen als Start-up-Standort aufgestellt?
Start-ups sind Innovationstreiber. Mit ihren neuen Technologien und Geschäftsmodellen tragen sie einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Dynamik und Zukunftsfähigkeit bei. Die Landesregierung will daher die Bedingungen für Start-ups verbessern und Hessen als attraktiven und international anerkannten Start-up-Standort etablieren.
Jungunternehmen finden in Hessen ein dyna-misches Ökosystem und vielfältige Möglichkeiten zur Kooperation mit bestehenden investitionsstarken groß- und mittelständischen Unternehmen. Sie profitieren Wachstumdarüber hinaus von der Nähe zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen, einem hochqualifizierten Fachkräfte-Pool sowie einer Reihe von Akzeleratoren und Inkubatoren. Start-ups und das Start-up-Ökosystem in Hessen haben sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Die Zahl der aktiven Start-ups in Hessen betrug im Jahr 2023 über 1.500.
Und gerade Frankfurt ist mit 530 Start-ups ein Hotspot mit hoher Anziehungskraft. Zu diesem Erfolg hat auch die verbesserte hessische Startup-Förderlandschaft beigetragen. Sehr hilfreich ist das umfangreiche Angebot an Unterstützung und Beratung, etwa vom Start-Hub Hessen der Hessen Trade & Invest und vom TechQuartier, die zentrale Anlaufstelle für Start-ups und Investoren sowie Hochschulen, etablierte Unternehmen und andere Netzwerke sind.
Der Wettbewerb um die besten Start-ups wird national wie international zunehmen. Wo sehen Sie in Zukunft die größten Herausforderungen, um die Attraktivität des Start-up-Standorts Hessen zu erhalten und zu erhöhen?
Wir wissen, dass vor allem die Wachstumsfinanzierung eine große Herausforderung für Start-ups darstellt. Wir setzen uns deshalb dafür ein, Hessen in den Fokus privater Investorinnen und Investoren zu rücken. Darüber hinaus ist es entscheidend, Netzwerke zu schaffen, in denen die Gründerinnen und Gründer in den direkten Austausch gehen können. Oftmals ergeben sich hier Synergien und gemeinsame Lösungsansätze, die für alle relevant sind.
Hochschulen und Forschungseinrichtungen gelten als Quellen innovativer und wachstumsorientierter Start-ups. Welche Maßnahmen plant Hessen zur Motivierung und Unterstützung von Ausgründungen aus diesen Bereichen?
Die Gründungslandschaft in Deutschland hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Dank gezielter Förderprogramme – sowohl auf Ebene des Landes wie auf Ebene des Bundes – und einer wachsenden Unterstützungsstruktur haben Hochschulausgründungen heute bessere Möglichkeiten denn je, ihre Visionen in die Tat umzusetzen. Hochschulgründungszentren, Inkubatoren und Vernetzungsplattformen bieten nicht nur die notwendige Infrastruktur, sondern auch wertvolle Netzwerke und Know-how. Dies schafft ein produktives Umfeld, in dem innovative Geschäftsideen gedeihen können.
Gerade hier an der Universität Kassel, die sich seit ihrer Gründung immer auch als Motor der regionalen Entwicklung und Wirtschaft verstanden und eine anwendungsorientierte Forschung betrieben hat, wurde ein erfolgreiches Start-up-Ökosystem für Hochschulausgründungen geschaffen. Schon vor rund zehn Jahren wurde die Universität Kassel vom damaligen Bundeswirtschaftsminister als Gründerhochschule ausgezeichnet. 2015 wurde der Science Park Kassel als Gründungszentrum der Universität eröffnet. Seit Gründung der hochschuleigenen Transfergesellschaft Uni- KasselTransfer sind aus der Hochschule rund 450 Ausgründungen entstanden.
Innerhalb der hessischen Landesregierung arbeiten wir eng vernetzt, um bereits aus den Hochschulen ausgegründete Start-ups weiter erfolgreich zu unterstützen.
In welchen Bereichen sehen Sie Potential für neue Start-up-Ideen?
Die Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit ist eine ressortübergreifende Aufgabe. Es braucht gerade in diesem Bereich innovative Ideen, um den Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen gerecht zu werden. Junge, wachstumsorientierte Unternehmen, die neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch einen ökologischen und gesellschaftlichen Mehrwert anstreben, können einen wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit und damit auch zur Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft leisten. Hessen fördert deshalb gezielt Start-ups durch das Start-up-Stipendium push!, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen.
Großes Potential besteht auch in Geschäftsmodellen, die auf KI beruhen. In vielen Unternehmen, etwa aus der Pharma- und Chemiebranche sowie in der Automobil-Industrie, ist KI-Technologie bereits im Einsatz. Die Förderung von KI-Innovationen, etwa durch das Förderprogramm „Distr@l“ des Hessischen Digitalministeriums, und der verstärkte Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft sowie von den KI-Unternehmen in die Anwenderunternehmen, sind entscheidende Faktoren, um die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der hessischen Wirtschaft weiter zu stärken.
Mit welchen Maßnahmen und Programmen unterstützt das Land Hessen innovative Start-ups?
Für Start-ups, die noch am Anfang stehen, hat Hessen das push! Start-up-Stipendium ins Leben gerufen. Es bietet eine einmalige Förderung von bis zu 40.000 Euro. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen und Programmen. Hierzu zählen kostenfreie Beratungen des StartHub Hessen, die auch stark nachgefragt werden. Mit Hilfe des Funding Navigators und des Ecosystem Radars bei www.starthub-hessen.de lässt sich zielgerichtet nach Förderprogrammen und Ansprechpersonen in Hessen recherchieren. Über die WIBank und die BMH bietet das Land Hessen Start-ups diverse Förderprogramme und Fonds zu unterschiedlichen Finanzierungsbedarfen.
Auch fördert das Land Projekte, die hessische Start-ups und Scale-ups unterstützen. Dazu zählen beispielsweise NHA NorthHessen-Accelerate, oder genesis beim House of Energy, das Green Energy Start-ups unterstützt.
Um Start-ups praktische Fähigkeiten zu vermitteln und ihre Erfolgschancen zu verbessern, führt StartHub Hessen Readiness-Workshops durch. Dazu gehören etwa die Fundraising-Readiness-Reihe im TechQuartier und Workshops unter anderem zu den Themen Pitch Readiness und B2B Content Marketing. Zuletzt wurde der Prototyping Readiness Workshop federführend vom Science Park Kassel organisiert. Ferner unterstützt der StartHub Hessen spezielle Programme, wie die „Female Entrepreneurship Summer School“ oder die „Female Founders Alliance Hessen“. Mit eigenen Veranstaltungen wie dem „StartHub Lunchbreak“ und dem „Founders Forum for Sustainability“ soll Start-ups eine Plattform für Information und Austausch angeboten werden.
Außerdem beteiligt sich der StartHub Hessen an internationalen Veranstaltungen wie dem Impact Festival in Frankfurt und unterstützt die Teilnahme an internationalen Festivals wie der Slush in Helsinki. Solche Großveranstaltungen bieten hessischen Start-ups die Chance, internationale Kontakte zu knüpfen und sich global zu positionieren.
Mehr Informationen: wirtschaft.hessen.de