Transdisziplinäre Teams erarbeiten konkrete Lösungen für eine nachhaltige Zukunft bei der SDG+ Challenge
Von Gianna Dalfuß
Kann man einen Wald mitten in der Stadt pflanzen? Hat Kassel das Potential zur Fahrradstadt trotz Kasseler Berge? Wie können Aktivitäten rund um das Thema Nachhaltigkeit in der Stadt sichtbarer werden? Diesen und anderen Fragen stellen sich die Teilnehmenden der SDG+ Challenge. In heterogenen Teams kommen Lehrende, Studierende, Zivilgesellschaft, Unternehmen und Initiativen zusammen, um gemeinsam an konkreten Lösungen für eine nachhaltige Zukunft zu arbeiten. Nach einem Semester intensiver Zusammenarbeit sind bereits konkrete Ideen entstanden.
Als Teil des Projektes SDG+ Lab, das bis 2027 durch die Bund-Länder-Initiative Innovative Hochschule gefördert wird, orientiert sich die SDG+ Challenge an den Themenjahren des Vorhabens. Somit dreht sich in diesem Jahr alles um das Thema „Transformationen in Energie und Umwelt“.
Waldspaziergang mitten in der Stadt
Die Gruppe „Kasseler Wäldchen“ möchte mit einem sogenannten Tiny Forest zur städtischen Klimaanpassung beitragen. Dabei werden nach der Myawaki-Methode kleine Flächen bis 100 m² mit standortangepassten und diversen Arten bepflanzt, sodass ein Waldökosystem entsteht. So ein Wäldchen bindet nicht nur CO², sorgt für Beschattung und verbessert die Bodenbeschaffenheit, sondern kann auch die Aufenthaltsqualität steigern. Mit Pfaden und essbaren Pflanzen ausgestattet kann das Kasseler Wäldchen künftig auch mitten in der Stadt zum Erlebnisort und Erholungsgebiet werden.
Schon im Herbst 2024 soll gepflanzt werden. Dafür prüft die Gruppe aktuell noch Flächen im Stadtgebiet und hat bereits geeignete Grundstücke im Blick. Trotzdem sucht das Team weiterhin nach passenden Flächen und Kooperationspartner*innen, die bei der Umsetzung der Vision unterstützen.
Bottom-up zur Fahrradstadt
Das Team „Cycassel“ vermittelt mit unterschiedlichen Formaten Freude am Radfahren, denn das Rad ist nicht nur klimafreundlich, sondern fördert auch die körperliche und mentale Gesundheit. Um möglichst unterschiedliche Gruppen für das Radfahren zu begeistern, gibt es zum Beispiel einen sogenannten Bicibus, der eine Radgemeinschaft aus Eltern und Schüler*innen bildet, um gemeinsam einen sicheren Schulweg zu ermöglichen.
Vom 8. bis 12. April fand außerdem die Radwoche statt, die mit bunten Aktivitäten rund ums Fahrradfahren zum Aufsatteln einlud.
Kassel von morgen
Sichtbarkeit schaffen möchte das Team „Nachhaltigkeits-Community“ für die vielen großartige Vereine und Organisationen in Kassel, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Oft laufen die unterschiedlichen Aktivitäten nebeneinanderher, ohne voneinander zu wissen und sind auch nicht immer in der Öffentlichkeit bekannt. Das möchte die Gruppe ändern und arbeitet an einer Karte, die einen Überblick für nachhaltige Lernorte, faire Einkaufsmöglichkeiten und bestehende Initiativen ermöglicht. Mit der Karte „Kassel von morgen“ sollen die Kräfte gebündelt, ein nachhaltiger Lebensstil erleichtert und Engagement vereinfacht werden.
Von der Idee zur Umsetzung
Dies sind nur einige Ideen, die im Rahmen der SDG+ Challenge entstanden sind. Weitere Teams sind:
• „GRÜN stadt Schotter“ setzt sich ein für die Umgestaltung von Schotterflächen.
• „Frankfurter Straße für Alle“ wollen die Aufenthaltsqualität in der Frankfurter Straße erhöhen.
• „Grimm Forest“ entwickelt ein Spiel, das den heutigen Umgang mit der Ressource Wald mit Elementen aus Grimms Märchen verbindet.
• „Leergut“ beschäftigt sich mit den Themen Leerstand und Wohnungsnot und bringt neue und vergessene Lösungsansätze in den Diskurs ein, so zum Beispiel bei der öffentlichen Podiumsdiskussion „Kassel steuert? – Leerstand reaktivieren!“ am 18.04.2024 im UNI:Lokal.
Seit dem 27. März stellen die Teams ihre Projekte im UNI:Lokal (Wilhelmsstraße 21) in der Kasseler Innenstadt aus. Besucher*innen haben dann nicht nur die Möglichkeit mehr über die entwickelten Lösungsansätze zu erfahren, sondern können sich auch anschließen und die Teams bei der Umsetzung unterstützen. Beim öffentlichen Finale der SDG+ Challenge am 19. April stellten die Gruppen ihre Ideen in 3-Minuten-Pitches vor und erhielten anschließend kritisches Feedback und Tipps, wie sie ihre Ideen weiter in eine Umsetzung bringen können.
Wer Lust bekommen hat, ebenfalls Lösungsansätze für eine nachhaltigere Region zu entwickeln und konkrete Herausforderungen im Team zu bearbeiten, kann sich für den Newsletter des SDG+ Labs anmelden. Die nächste Runde der SDG+ Challenge steht schon bevor. Ab Sommer 2024 wird es einen Aufruf zum Themenjahr 2024/25 „Transformationen in Stadt und Land“ geben und der zweite Durchlauf der SDG+ Challenge startet dann ab Herbst 2024.
Weitere Informationen unter: www.sdgpluslab.de
Fotos: Sascha Mannel
Der Artikel erschien als Gastbeitrag in der Frühjahrsausgabe’24 des Science Park Magazins.
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